Mobbing in der Arbeitswelt und der Umgang mit Konflikten gehören in meinem Beratungsalltag mit zu den häufigsten Themen. Manchmal ist es nicht der eine harte Schlag, sondern die sprichwörtliche Nadel im Marzipan, die sog. Mikro-Aggression am Arbeitsplatz, die zu den größeren Verletzungen führen.

Ob im Privatleben oder am Arbeitsplatz – Aggression kann viele Gesichter haben. Vom tätlichen Angriff über den lautstaken Wutanfall bis hin zum vergifteten Lob oder offenen Missachtung –  der Umgang mit Aggressionen ist für die Betroffenen niemals einfach. Insbesondere kleine versteckte Angriffe, sog. Mikroaggressionen, die scheinbar beiläufig daherkommen, sind schwer zu kontern.

Das Problem für die Betroffenen – Aggressionsstarre

Das Problem: Wenn wir mit Aggression konfrontiert werden, reagieren wir im ersten Augenblick mit einer Aggressionsstarre. Wir brauchen Zeit, bis unser Hirn erfasst, was da gerade passiert ist. Bis wir uns gefasst haben, ist die Situation meist bereits vorüber. Das macht es schwer, überhaupt zu reagieren. Hinzu kommt die Frage: Wie reagiere ich angemessen? Wer auf subtile Abwertung mit offenem Ärger reagiert, steht schnell als überempfindlich da, wird im Gegenzug sogar gerne selbst als Aggressor bezeichnet. Wer auf gleicher Ebene kontert, mag zwar im Augenblick kurzfristige Entlastung verspüren, auf Dauer jedoch führt das nur zu einer immer weiteren Vergiftung der Atmosphäre und letzten Endes zu einer Eskalation der subversiven Gewalt.

Mikro-Aggression kontern – 3 Tipps:

Allerdings gibt es Möglichkeiten, wie man einem Mikro-Aggressor, der seine Angriffe in beiläufige Subbotschaften verpackt, elegant Grenzen setzen kann:

1. Unterbrechen: Sobald Sie eine solche Botschaft empfangen – unterbrechen Sie höflich die Gesprächssituation und sprechen Sie die betreffende Bemerkung offensiv aber höflich an. Bitten Sie um Klärung. Sagen Sie zum Beispiel: „Entschuldigung, dass ich unterbreche, aber ich möchte kurz noch mal zurückkommen auf das, was Sie eben gesagt haben, ich bin nicht sicher, ob ich das richtig verstanden habe….

2. Nachfragen: Formulieren Sie nun Ihr Unbehagen, selbst dann, wenn Sie es noch nicht in präzise Worte fassen können, und kleiden sie es in eine Frage. Zum Beispiel – bitten Sie um Konkretisierung: „Sie sprachen eben den Punkt xy an, was genau haben Sie damit gemeint?“ Oder fragen Sie in Form einer interpretierenden Nachfrage: „Sie sprachen den Punkt xy an, Ich hatte den Eindruck, dass….habe ich das richtig verstanden?

3. Eigene Position formulieren: Bleiben Sie dabei sachlich und ruhig. Möglicherweise wird ihr Gegenüber jetzt abwiegeln oder das Ganze als Missverständnis hinstellen. Akzeptieren Sie die Antwort. Nehmen Sie ruhig in Kauf, Ihr Gegenüber dies jetzt so darstellt!

Warum das trotzdem ein Erfolg ist?

Ihr Gegenüber hat das Signal empfangen. Entweder kommt es nun zu einer offenen Ansprache und Klärung der vergifteten Bemerkung. Oder aber Ihr Widersacher muss zurückrudern. In jedem Fall haben Sie die Strategie ihres Gegenübers zunichte gemacht!

Der Clou: Indem Sie die als verletzend empfundene Bemerkung explizit zum Thema machen, entlarven Sie die Strategie Ihres Angreifers und zwingen ihn dazu, offen Stellung zu beziehen, was er /sie  ja gegebenenfalls gerade vermeiden wollte.

Der Effekt: Ihr Widersacher wird sich demnächst zweimal überlegen, ob er/sie diese Methode bei Ihnen weiterhin anwenden will.

Als Unbeteiligte*r Betroffene unterstützen

Aber nicht nur als selbst Betroffene/r, sondern auch wenn Sie nur Zeuge eines Mikroangriffs sind, können Sie durch die Methode der offensiven Ansprache, z.B. in einem Meeting, versteckte abwertende Botschaften gegen einzelne Teilnehmer/innen oder eine Gruppe stoppen: Indem Sie höflich unterbrechen, die entsprechende Bemerkung thematisieren und um Klärung bitten.

Diese Methode der offensiven Ansprache ist z.B. immer dann sinnvoll, wenn sich der versteckte Angriff gegen diskriminierte Minderheiten richtet oder gegen schwächere Personen, die sich aufgrund ihrer Position selbst nicht gut zur Wehr setzen können.

Wenn Sie selbst unter versteckter Aggression, einem schwelenden Konflikten oder Mobbing am Arbeitsplatz leiden und Unterstützung suchen, nehmen Sie gerne Kontakt mit mir auf.

Website: www.sj-kommunikation.de
Email an: jacobs@sj-kommunikation.de